Antrag im EUV Verwaltungsrat vom 23.03.2024
Prüfantrag Verwendung von alternativen Kraftstoffen innerhalb der städtischen Fahrzeugflotte
Seit August 2018 hat der EUV Stadtbetrieb Castrop-Rauxel -AöR- das Flottenmanagement für die Stadtverwaltung übernommen und führt Beschaffungen von Fahrzeugen sowie Reparaturen in der internen Kraftfahrzeugwerkstatt aus. Mit Ratsbeschluss soll bei der Beschaffung von Kraftfahrzeugen und motorbetriebenen Geräten stets Augenmerk auf den batterieelektrischen Antrieb gelegt werden, um den Fuhrpark in Richtung Klimaneutralität zu modernisieren.
Nicht in allen Anwendungsfällen können Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb ersetzen, da diese nicht am Markt angeboten werden, der Kaufpreis nicht in Relation zum Nutzen steht, oder keine notwendige Ladeinfrastruktur am Beheimatungsort, z. B. auf den städtischen Friedhöfen vorhanden ist.
Daher fordert die FWI-Faktion die Verwaltung auf, die Verwendung und den kurzfristigen Einsatz von alternativen Kraftstoffen zu prüfen, die keine Umrüstung der vorhandenen Fahrzeuge erfordern.
Begründung:
Die Nutzung von nachhaltigen alternativen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, könnte hier für den Übergang kurzfristige Abhilfe schafften. Besonders für Fahrzeuge mit Dieselmotor wäre eine Betankung mit HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) denkbar. Ein Großteil der städtischen Fahrzeugflotte wird mit Diesel, einem selbstzündenden, fossilen Kraftstoff, betrieben und fährt zudem täglich im innerstädtischen Verkehr, wo die Emissionen besonders sensibel beobachtet werden sollten.
In den Niederlanden, Italien und Österreich sind Tankstellen, die aus Bioabfällen hergestellten, paraffinischen Diesel anbieten, schon weit verbreitet: 2.250 Stationen bieten ihn schon in Reinform (100 Prozent) an, über 11.000 zumindest in Beimischungen. Der Mehrpreis gegenüber Mineralöldiesel liegt in diesen Ländern für die Reinform-Variante etwa bei 5 bis 20 Cent.
In der Bundesrepublik wird der Kraftstoff nach Überarbeitung der DIN EN 15940 mit der Bezeichnung TXL ab diesem Frühjahr an vereinzelten Tankstellen angeboten. (Quelle ADAC)
Laut Herstelleraussagen wird zertifizierter HVO 100 im Gegensatz zu herkömmlichem Biodiesel ausschließlich mit Energie aus erneuerbaren Quellen und aus nachhaltigen Ressourcen (z.B. Speiseölabfälle, Rückstände aus Biogasanlagen) hergestellt. Somit beträgt die Reduktion von Abgasen im Vergleich zu Diesel fast 90%. Auch die lokalen Emissionen wie Feinstaub, NOx und Schwefeloxide sinken deutlich.
Da HVO 100 eine ähnliche chemische Zusammensetzung wie herkömmlicher Dieselkraftstoff aufweist, sind laut Kraftstoffhersteller keine Änderungen an Motoren oder Peripherie notwendig und somit kann dieser synthetisch gewonnene Kraftstoff problemlos für die dieselbetriebenen Fahrzeuge der städtischen und der EUV Fahrzeugflotte genutzt werden und würde mit geringen Mehrkosten, die an der Tankstelle fällig werden, einen unkomplizierten und kostengünstigen Beitra zum angestrebten Klimaschutz leisten, ohne neue Fahrzeuge beschaffen zu müssen.
Als Beispiel für die kostengünstige und reibungslose Umsetzung seien die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Oberhausen genannt. Hier wird bereits seit dem 15.12.2022 HVO als Kraftstoff für schwere und mittelschwere LKW eingesetzt. 50 der 125 im Fuhrpark vorhandenen Fahrzeuge werden auf der betriebseigenen Tankstelle mit dem nachhaltigen Kraftstoff betankt. Nach Aussage des Werkstattleiters wurden insgesamt 800.0000 Tonnen CO2 durch die Verwendung des Kraftstoffes reduziert. Eine Kontaktaufnahme mit einhergehendem Erfahrungsaustausch könnte aufschlussreich sein.