Klartext vom 15.04.2020
Corona
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde der FWI
Wir alle sind von den Auswirkungen der Coronapandemie betroffen. In unserem Alltag sind Abläufe und Gewohnheiten so nicht mehr machbar. Viele Mitmenschen spüren das Runterfahren der Wirtschaft in ihren Portemonnaies, man hat sich an den eigenwilligsten Stellen in seiner Wohnung ein "Homeoffice Platz" gebastelt, bespaßt seine Kinder, lernt Einsamkeit kennen und fürchten und jeder, der einen Garten oder zumindest einen Balkon hat, ist in einer glücklichen Situation.
Auch wenn es in der Castrop-Rauxeler Politik nach Stillstand aussieht, dem ist nicht so. Wöchentlich haben wir Fraktionsvorsitzenden
mit dem Bürgermeister und Teilen der Verwaltung eine Telefonkonferenz. Wenn wir uns auch nicht persönlich zu unseren "Interfraktionelle Runden"
treffen können, müssen doch politische Entscheidungen getroffen werden. So wurden auf diesem Weg die Stundungen der Gewerbesteuer und die
Aussetzung der Kitagebühren beschlossen. Wie Sie sich vorstellen können, hat diese "Coronakrise" unserem städtischen Haushalt das Genick
gebrochen. Man muss kein Mathematiker sein um auszurechnen, dass von Nichts nichts kommt. Mal sehen, was von der Planung unseres
Finanzministers Olaf Scholz zum Thema "Altschulden-Tilgungsfonds" für besonders verschuldete Kommunen übrig bleibt, wenn jetzt notwendigerweise
Milliarden in die Erhaltung der Wirtschaft fließen müssen.
Wir werden von Seiten der Verwaltung über die aktuelle Coronalage des Kreises informiert, bekommen aktuelle Zahlen der Erkrankten und erfahren,
wie fast unmöglich es ist, die nötigen Schutzausrüstungen für das medizinische Personal zu bekommen. Manches ist nur zum Kopfschütteln und
man stellt zwangsläufig die Reden unseres Gesundheitsministers Jens Spahn und die Realität gegenüber. Schlüsse daraus muss jeder selber ziehen.
Tatsächlich versuchen alle Fraktionen gemeinsam Anregungen, Fragen und Probleme der Bürger und Geschäftsleute niederschwellig und zügig zu klären.
Diese Gemeinsamkeit der Fraktionen, ausschließlich zum Wohle der Stadt und der Mitmenschen, ist ein bemerkenswerter Nebeneffekt der jetzigen
Situation. Ich könnte ja sagen: "Na geht doch!", dass wäre aber in Anbetracht dieser Ausnahmesituation nicht angebracht.
Bei der nächsten Ratssitzung im April werden alle Fraktionen nur die Hälfte ihrer Mitglieder entsenden, damit wir Abstand zueinander halten
können. Aus diesem Grund wird diese Ratssitzung auch in der Stadthalle abgehalten. Damit alle Bürger, die nicht persönlich teilnehmen können
oder wollen, der Sitzung folgen können, wird CAS TV eine Übertragung senden. Das ist für uns, genauso wie für Sie, eine Premiere.
In dieser Zeit der Kontaktsperren, Quarantänen, Ungewissheiten ist es ein besonderer Lichtblick, wenn man die vielen Engagements seiner
Mitmenschen sieht. Da werden Regenbögen gebastelt und ins Fenster gehängt, da melden sich junge Menschen als Einkaufshilfen, da kommt man in
langen Warteschlangen vor Supermärkten mit fremden Menschen ins Gespräch. Hektik nützt hier nichts, also kann man auch nett plaudern. Überhaupt
ist diese Entschleunigung mal ganz angenehm. Ich persönlich habe meine Nähmaschine aus dem Keller geholt und nähe Mund-Nasen Schutze aus
Stoffresten. Familie und Freundeskreis habe ich schon versorgt, ein Altenheim hat auch eine "Lieferung" bekommen. Ich hätte nie gedacht, dass
das mal ein Zeitvertreib wird!
Hoffentlich werden wir am Ende dieses Jahres, bei den ganzen Jahresrückblicken im TV ein Lächeln im Gesicht haben, wenn wir vom Ausverkauf
von Mehl, Nudeln und Klopapier hören und wir alle es gut überstanden haben. Mein persönliches "Unwort des Jahres" wird Corona sein!
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund oder werden Sie es wieder! Wir werden uns wiedersehen, halten Sie durch!
Annette Korte